Mittwoch, 27. März 2019

ok









Ich liebe die Stadt NICHT
mittlerweile hab ich es verstanden und es ist ok. Ich und meine Familie leben in einer Blase. In so nem Luftball in riesig, in dem man nur scheiße aussehen kann wenn man damit versucht über einen See läuft. 
Innen drin ist die Blase ein kleiner Paradiesischer Ort. Dort gibt es auch Probleme aber das sind meine/unsere und die sind ok. 
Wenn ich mich entscheide einen Stadttag einzulegen, dann heißt das ich arbeite freiwillig in einem Spielwarenladen, nutz beim Frühstück in einem Behindertencafe die Zeit um ohne Kind auf dem Schoß zu essen und tu so als wenn ich mit laptop arbeite und n Projekt organisiere oder studiere. Is ja klar. In Wirklichkeit komm ich noch nicht mal ins WLAN rein und geb dann auf. Ich gehe kurz in die kleine Buchhandlung der ich treu bleibe und kaufe aktuell oft feministische Bücher für die Kinder und mich.
 Müsst ihr durch GÖR(L)S, es ist zu eurem besten.
Auf dem Weg dahin quatscht oder besser pöbelt mich ein sehr betrunkener Mann an. Es ist ca. 8:30Uhr. Ich ignoriere den. In der Buchhandlung arbeitet eine sehr kompetente und etwas auf sich haltende Frau. Früher hätte ich sie arrogant gefunden und hätte gedacht nimm mal Stock aus m Arsch. Heute aber mag ich sie und find es schön das sie sich wahrscheinlich gut findet und das präsentiert. Und sie hat alles gelesen, auch die Bücher die seit gestern erst draußen sind. Ich lausche einem Gespräch. Ein älterer Mann fragt:“wo denn die Landkarten hin seien?“ „na die mit den rechtmäßigen Ländergrenzen von Deutschland, damals von Preußen!“ Ich denk so, ok?! Hm komisch und dann fragt er :“sind die etwa nicht mehr im Programm wegen der Politischen Lage?“ Die Buchhändlerin gibt ihm einen Atlas von Europa, er legt ihn hin und geht.
Sie ärgert sich etwas laut über ihn mit ihrer Kollegin und ich denke für uns war es ein komischer Start in den Tag. 
Ich gehe noch schnell bevor ich den Laden öffne in die Drogerie. Auf dem Weg dahin sehe ich wie der Besuffski mitten auf den Marktplatz pinkelt. In diesem Augenblick bin ich über mein Alter und damit verbundene Sehschwäche wirklich dankbar. Ich weiß ich bin 31 und das hat wahrscheinlich nichts damit zu tun. Trotzdem danke, das ich nichts erkenne und lauf einen Bogen zum Lädchen. 
Diese Bilder kenne ich. Damit bin ich aufgewachsen. In Cottbus und in der Provinz. Tiefes Brandenburg. Wenn ich mit meinen Freundinnen oder meiner Schwester am Ströbi baden war, war es hundertprozentig der Fall das mindestens ein ekeliger Mann, Im Busch an der Seite des Ufers stand und sich entweder einen runtergeholt hat oder es geil fand uns sein Geschlechtsteil zu zeigen. 
Das war wirklich fast normal für uns, wir hielten uns mit Absicht von dieser Stelle fern und keiner von uns musste allein dort lang fahren. Wenn wir zum Kiosk gegenüber gingen, gingen wir ebenfalls nicht allein. Dort saßen oft angetrunkene oder besoffene Männer, selten Frauen und bequatschten uns. Oder wir kauften nur Eis wenn die nicht da waren. Wenn ich heute so etwas sehen muss, bin ich verunsichert und angeekelt, kann damit jedoch umgehen. Ich frage mich jedoch wie meine Töchter so etwas wahrnehmen und wie sie damit groß werden?
Ein hoch auf meine Blase!
Ich weiß, in diesem Text haben Männer gerade nicht sehr gut abgeschnitten. 
Ich hass die und lieb die Gleichzeitig. Ich habe einen Mann der einerseits ein Macher ist und nach außen eine starke Wirkung hat. Wenn ich aber sehe wie er tanzt wenn auflegt, wenn er mir stundenlang zuhört und besser als jede/r andere darauf eingehen kann, bin ich mir sicher der Typ hat schon so einige feministische Revolutionen in seinen vorigen Leben durchlebt. Ich lieb den

Buchtips

die Little People, BIG DREAMS Bücherreihe über starke Frauen, voll schön illustriert
RUJA die Einsamkeit
Good night stories for rebel girls
Sophie Passmann - weiße alte Männer

Margarethe Stokowski - untenrum frei 

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