Dienstag, 5. November 2019

über Feminismus und Emanzipation beim Sandkastenbau





Stellt euch folgendes vor.

Ein Mann und eine Frau bauen einen Sandkasten für ihre Kinder. An einem Mittwochmorgen mit Sonne im Rücken und Frühlingswind um die Nase. Wie idyllisch.
Äh nein
Denn dabei führen sie ein Gespräch über Feminismus. 

Ok ich merk gerade bei diesem Gespräch rede ich mich um Kopf und Kragen. Ich fang nochmal an.

Soll ich von mir oder meinem Umfeld reden? Soll ich von meiner Familie sprechen oder von der Gesellschaft? Am Ende ist es das gleiche Ergebnis.
Denn wenn meine Oma meiner Schwester sagt, dass sie es ihrem Mann zu Hause schön machen soll, weil er ein sehr reinlicher Mensch ist, ist es doch die gleiche Information wie die, wenn eine Lehrerin den Kindern beibringt, dass Mädchen eher Krankenschwester werden und Jungs eher Polizisten. 
Das Ergebnis ist, dass ich mir wünsche, dass dieses veraltete Denken ausstirbt. Und ich bin mir sicher, dass es das wird.
In meinem Umfeld gibt es öfters die Situationen, dass Frauen ehrenamtlich Gelder akquirieren, die ihre Männer dann durch entlohnte Arbeit bekommen. 
Diese Frauen haben ein Kind aufm Arm und das andere Kind hat sich wahrscheinlich gerade eingekackt, während dessen sie Mittagessen kochen. Der Mittagsschlaf ist hier eine begehrte Zeit. Von 12-14 Uhr rauchen die Köpfe. Denn in dieser Zeit, versuchen sie Pause zu machen, Förderanträge zu stellen, aufzuräumen, ihre Selbstständigkeit voran zu treiben und sich noch Selbst zu verwirklichen.
Mein Mann wirft mir vor, wenn ich diese Aussagen mache, wirke ich vorwurfsvoll den Männern gegenüber. Das tut mir leid. 
Ich habe die Entscheidung zu Hause zu bleiben und erstmal zu gucken, dass die Kids überleben mitgetroffen. Auf der anderen Seite ist auch klar, dass ich nicht annähernd so viel verdienen würde wie er. 
Wenn ich ihm erzähle wo es mit meiner Ideen-Schmiede hingehen soll. Nämlich in Richtung Frauen- und Kinderförderung, fühlt er sich dazu angeregt das zu kommentieren und in Frage zu stellen. Klar passiert viel durch persönliche Erfahrungen, die ich in Bezug zum weiblich sein gemacht habe. 
Aber ich bin eine Frau und setze mich demnach natürlich mehr für meine und die Rechte meiner Töchter ein. 
Ich denke aber, dass auch er persönlich geprägt ist, mit einer anderen Führung groß geworden ist und demnach seine Aussagen trifft.
Ich sage nicht Männer sind scheiße, so n bisschen vielleicht aber das sind ja alle Menschen mal hier und da. Alles ist ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren.
Wenn mein Vater mit 13 oder 14 zu mir gesagt hat, dass ich geschminkt aussehe wie `ne Schlampe aber nicht, dass er mich liebhat, bleibt Ersteres am Ende hängen. Wenn ich als Kind schon oft durch Nachrichten davon höre, dass Mädchen oder Frauen öfter vergewaltigt werden, bleibt am Ende Angst. Wenn man als Kind damit aufwächst, dem Onkel doch bitte ein Küsschen zu geben und dir ein weiterer Onkel auf der Hochzeit deiner Schwester mit einem bestimmten Ton sagt, dass du immer sein Lieblingsmädchen warst und dich dabei einfach nicht Onkelhaft anfasst, ist es doch vollkommen nachvollziehbar, dass Frauen sich für Frauen einsetzen. Wäre ich ein Mann und hätte mehrfach solche Situationen in Bezug auf mein Männlich Sein erlebt, würde ich mich sicher für Männer engagieren. 
Ich bin gerade sehr geschwitzt, weil ich mir sicher bin, dass dieser Text zu Empörung und Überforderung im Kopf führt. Dann wird es Menschen geben die denken, „man hat die Anne ein trauriges Leben“.
Hm, irgendwie nicht. Ich habe das schönste Leben. Geht es nicht allen so? Ganz viele schöne Momente, ganz viele schlechte aber auch. 
Für mich völlig normal und auch voll normal darüber zu sprechen. 

Sonst würdet ihr mich nur noch mit ‘nem verzerrten Lachgesicht sehen.

Küsschen



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